Jahresbilanz 2016 zum Arbeitsmarkt in der Stadt Dortmund
Veröffentlicht am 13.01.2017 15:13 von NH-Nachrichten
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In aller Kürze
– Ein gutes Jahr für den Dortmunder Arbeitsmarkt
– 35.940 Arbeitslose im Jahresdurchschnitt
– durchschnittliche Arbeitslosenquote 11,8 % (2015: 12,5 %)
– Wachsende Beschäftigung
– hohe Nachfrage nach Arbeitskräften
– Jugendarbeitslosigkeit geht weiter zurück
– Fortschritte bei der Langzeitarbeitslosigkeit
– Qualifizierung ist der Schlüssel
– Arbeitslosigkeit bei Menschen mit ausländischem Pass auf Rekordniveau
– Geflüchtete Menschen – Schritt für Schritt zum Arbeitsmarkt
2016 war ein gutes Jahr für den Dortmunder Arbeitsmarkt –
Niemanden aus den Augen verlieren in 2017!
Das Jahr 2016 ist für den Dortmunder Arbeitsmarkt gut gelaufen. Steigende Beschäftigung, hohe Arbeitskräftenachfrage und sinkende Arbeitslosigkeit sind Belege für den positiven Trend in den vergangenen zwölf Monaten. Dennoch bleiben strukturelle Probleme. Schwerpunkte im Jahr 2017 sind weiterhin die Verringerung der Langzeit- und Jugendarbeitslosigkeit. Qualifizierung und Weiterbildung bei wachsendem Fachkräftebedarf rücken zunehmend in den Fokus. Zudem werden im kommenden Jahr viele geflüchtete Menschen nach Beendigung ihrer Integrations- und Sprachkurse auf den Arbeitsmarkt drängen. Hier gilt es Anschlussperspektiven und Qualifikationen zu schaffen.
Die Arbeitslosigkeit ist in Dortmund so niedrig wie seit zehn Jahren nicht mehr. Im Jahresdurchschnitt 2016 waren in der Stadt Dortmund 35.940 Personen arbeitslos gemeldet. Im gesamten Jahr blieben die Zahlen unter dem Niveau von 2015. Die durchschnittliche Arbeitslosenquote sank erstmalig unter die 12 Prozent Marke (11,8 %). Die Nachfrage der Unternehmen nach Arbeitskräften war in 2016 mit insgesamt 21.129 gemeldeten Stellen um 20,6 Prozent größer als im Vorjahr.
„Die Situation auf dem Dortmunder Arbeitsmarkt hat sich 2016 weiter stetig verbessert. Die Zahl der Arbeitslosen hat eine Tiefstand erreicht, eine Arbeitslosenquote zum Jahres-ende unter 12 Prozent, eine sinkende Arbeitslosigkeit bei fast allen Personengruppen, eine höhere Beschäftigung als im Vorjahr und eine gestiegene Fachkräftenachfrage, ein gutes Jahr für Dortmund geht zu Ende. Wir starten von einer stabilen Basis aus in das nächste Jahr. Doch sind die Kernprobleme trotz positiver Entwicklung noch nicht gelöst: Ältere, Langzeitarbeitslosigkeit und Qualifikation. So blieb beispielsweise die Langzeitarbeitslosigkeit, obwohl seit Anfang des Jahres um knapp 1.300 Menschen gesunken, letztlich weiter auf einem hohen Niveau.
Den strukturellen Problemen in Dortmund werden wir uns im kommenden Jahr gemeinsam mit den Netzwerkpartnern weiter mit vollem Engagement entgegenstellen. Wir geben keinen Arbeitslosen auf. Der wichtigste Baustein auf dem Weg in Arbeit ist Qualifikation. Allen Personengruppen sichern wir unsere Unterstützung zu. Zum Beispiel über eine begleitende schrittweise Qualifizierung zur Fachkraft in einem geförderten Arbeitsverhältnis. Dieses Angebot besteht für geringqualifizierte Menschen wie auch für geflüchtete Menschen, die ihre ersten Integrationsschritte erfolgreich absolviert haben. Nur die Bereitschaft der Dortmunder Unternehmen, in Kooperation Arbeitsplätze mit Entwicklungsmöglichkeiten zu stellen, führt diesen Ansatz zum Erfolg.
Viele Flüchtlinge stehen dem Arbeitsmarkt 2017 nach Beendigung ihrer Sprachkurse zur Verfügung. Die Integration in Arbeit kann dann nur gelingen, wenn sie von Anfang an nah am Arbeitsmarkt sind. Das Kooperationsangebot an Arbeitgeber, geflüchteten Menschen als geförderte Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern eine Chance auf Weiterbildung am Arbeitsplatz zu geben, greift diesen Gedanken auf.
Besonders wichtig sind uns auch weiterhin die jungen Menschen. Jeder einzelne braucht die Chance auf eine berufliche Perspektive. Das Ziel lautet, keinen Jugendlichen auf dem Weg in das Berufsleben aus dem Auge zu verlieren“, so Annabelle Brandes, Geschäftsführerin Operativ der Agentur für Arbeit Dortmund, zur aktuellen Situation auf dem Dortmunder Arbeitsmarkt.
Arbeitsmarkt 2016 in Zahlen
Durchschnittlich 35.940 Menschen waren 2016 in der Stadt Dortmund arbeitslos – dies sind 1.474 Personen oder 3,9 Prozent weniger als im Vorjahr. Die durchschnittliche Arbeitslosenquote lag bei 11,8 Prozent und damit 0,7 Prozentpunkte niedriger als im Durchschnitt des Vorjahres mit 12,5 Prozent.
Positiv hat sich die sozialversicherungspflichtige Beschäftigung am Arbeitsort Dortmund entwickelt, soweit die Daten für das vergangene Jahr vorliegen. Im März 2016 (aktuell verfügbare Daten) lag diese bei 222.629 Personen und damit 5.504 Personen höher als im März 2015 (+2,5 Prozent). Dabei entwickelte sich insbesondere die Teilzeitbeschäftigung (+ 4,7 Prozent), die Beschäftigung von Ausländern (+9,1 Prozent) und älteren Menschen zwischen 55 bis unter 65 Jahren (+5,9 Prozent) positiv.
Arbeitslosigkeit nach Rechtskreisen
Im Jahresdurchschnitt 2016 waren in der Arbeitslosenversicherung (SGB III) 6.493 Arbeitslose gemeldet, 105 Personen oder 1,6 Prozent weniger als ein Jahr zuvor. In der Grundsicherung (SGB II) waren im Jahresdurchschnitt 29.447 Personen arbeitslos gemeldet, das sind 1.369 Personen oder 4,4 Prozent weniger als 2015.
Bewegung auf dem Arbeitsmarkt
Arbeitslosigkeit ist kein fester Block. Vielmehr wird erst aus den Zugängen und Abgängen die Bewegung hinter dem jahresdurchschnittlichen Bestand von 35.940 Arbeitslosen ersichtlich. So wurden insgesamt 86.511 Zugänge in Arbeitslosigkeit bei der Arbeitsagentur und dem Jobcenter registriert. Das sind 9.056 Personen oder 11,7 Prozent mehr als 2015. Davon kamen 23.666 Personen aus einer Beschäftigung am 1. Arbeits-markt, 19 Personen oder 0,1 Prozent weniger als im Vorjahr.
Gleichzeitig konnten sich durchschnittlich 17.687 Menschen wegen der Aufnahme einer Beschäftigung aus der Arbeitslosigkeit abmelden. Dies entspricht einer Zunahme um 291 Personen oder 1,7 Prozent. Insgesamt waren 88.487 Abgänge aus der Arbeitslosigkeit zu verzeichnen.
Steigende Nachfrage nach Arbeitskräften
21.129 Stellen meldeten Dortmunder Unternehmen und Behörden dem Arbeitgeber-Service von Januar bis Dezember 2016 (davon 94,8 Prozent sozialversicherungspflichtig). Das sind 3.604 Stellen oder 20,6 Prozent mehr als im Vorjahr. Der durchschnittlich gemeldete Stellenbestand lag bei 6.920 Stellen; im Vorjahr waren es 5.311.
Die meisten Stellen in der Jahressumme waren für folgende Berufsbereiche gemeldet: Rohstoffgewinnung, Produktion, Fertigung (4.346 Stellen, +21,1 Prozent im Vorjahres-vergleich), Verkehr und Logistik (3.982 Stellen, +21,3 Prozent), Gesundheit, Soziales, Lehre und Erziehung (3.141 Stellen, +10,9 Prozent), Kaufm. Dienstleistungen, Handel, Vertrieb, Tourismus (2.941 Stellen, +10,8 Prozent).
Kein Fachkräftemangel, aber Engpässe in einigen Berufsfeldern
Nach wie vor gibt es in Dortmunder Unternehmen keinen flächendeckenden Fachkräf-temangel, doch die Engpässe bei der Personalrekrutierung werden größer. Besetzungs-schwierigkeiten zeichnen in den Berufen Metallbau- und Schweißtechnik, Gesundheits-, Kranken- und Altenpflege, Energietechnik, Klempnerei, Sanitär, Heizung und Klimatech-nik, Ärzte, Ingenieure, sowie auch im Bereich der IT und der Gastronomie ab. Die Ar-beitgeber benötigen trotz eines hohen Bewerberpotenzials einen langen Zeitraum, um vorhandene Arbeitsplätze mit geeigneten Bewerbern zu besetzen.
Langzeitarbeitslosigkeit und Jugendarbeitslosigkeit
Der Anteil langzeitarbeitsloser Menschen ist gegenüber dem Vorjahr um 1,7 Prozentpunkte gesunken. Aktuell werden 43,9 Prozent aller Arbeitslosen in Dortmund als lang-zeitarbeitslos geführt. Diese Menschen sind ein Jahr oder länger arbeitslos. Im Jahr 2016 waren dies durchschnittlich 15.762 Personen, 1.313 Personen oder 7,7 Prozent weniger als im Vorjahr.
Im Versicherungsbereich (SGB III) waren 997 Langzeitarbeitslose gemeldet und in der Grundsicherung (SGB II) 14.765.
Das Nachwachsen in die Langzeitarbeitslosigkeit zu verhindern bleibt ein wichtiges Ziel. Daneben setzten sich die Agentur für Arbeit Dortmund und das Jobcenter Dortmund 2016 verstärkt und mit Erfolg für die Verringerung der Jugendarbeitslosigkeit ein. Die durchschnittliche Arbeitslosigkeit der unter 25-Jährigen lag 2016 bei 3.308 und damit auf dem niedrigsten Stand seit fünf Jahren. Gegenüber dem Vorjahr hat sich die Jugendarbeitslosigkeit um 69 Personen oder 2,0 Prozent verringert. Die durchschnittliche Arbeitslosenquote der unter 25-Jährigen lag bei 10,8 Prozent (Vorjahr: 11,2 Prozent).
Arbeitslosigkeit bei Menschen mit ausländischem Pass
Die Arbeitslosigkeit ausländischer Staatsangehöriger steigt in Dortmund seit mehreren Jahren durchgehend an. Im Jahr 2016 waren durchschnittlich 11.842 Ausländer arbeits-los. Das sind 399 Personen oder 3,5 Prozent mehr als im Jahr 2015. Die Arbeitslosen-quote bei den Menschen mit ausländischem Pass lag in 2016 bei 27,9 Prozent.
Während in den letzten Jahren vorrangig die Zuwanderung osteuropäischer EU-Angehöriger aus Polen, Rumänien und Bulgarien für den Anstieg verantwortlich war, so wuchs im letzten Jahr die Arbeitslosigkeit der Ausländerinnen und Ausländer hauptsächlich aufgrund der Zuwanderung geflüchteter Menschen. Sehr deutlich ist hier vor allem die Arbeitslosigkeit von geflüchteten Menschen aus Syrien gestiegen. Innerhalb des vergangenen Jahres verdoppelte sich die Zahl arbeitsloser Syrerinnen und Syrer auf aktuell 1.440.
Qualifikation ist der Schlüssel
Nach wie vor entspricht das lokale Arbeitskräfteangebot in großen Teilen nicht dem am Arbeitsmarkt geforderten Qualifikationsniveau. Mehr als 19 Prozent aller Arbeitslosen verfügen über keinen Schulabschluss. Darüber hinaus verfügen fast zwei Drittel der Arbeitslosen in Dortmund über keine abgeschlossene Berufsausbildung. Mit 60,1 Prozent liegt dieser Wert um beinahe 4 Prozentpunkte höher als im Landesvergleich. Doch lediglich rund 19 Prozent aller in Dortmund gemeldeten Arbeitsstellen richten sich an Helfer. Dagegen richten sich rund zwei Drittel aller Stellen an Fachkräfte sowie jeweils rund 10 Prozent an Experten und Spezialisten Der Anteil der Fachkräfte unter den Arbeitslosen liegt jedoch nur bei 35 Prozent und knapp 60 Prozent sind Helfer.
Im vergangenen Jahr haben insgesamt 879 Kunden der Arbeitsagentur und des Jobcenters Dortmund eine Fortbildung mit dem Ziel eines Berufsabschlusses oder einer Teilqualifikation begonnen oder absolviert. Insgesamt wurden für die Förderung beruflicher Weiterbildung (FbW), die Initiative zur Flankierung des Strukturwandels (IFlaS) und die Weiterbildung Geringqualifizierter und beschäftigter älterer Arbeitnehmer in Unternehmen (WeGebAU) 2016 rund 24 Mio. Euro eingesetzt.
Zusammen mit dem Jobcenter sind für das Jahr 2017 gut 1.000 abschlussorientierte Qualifizierungen geplant. Die größten Anteile haben dabei Qualifizierungen für folgende Berufsgruppen:
- – Metallbearbeitung
- – Metallbau und Schweißtechnik
- – Energietechnik
- – Lagerwirtschaft
- – Fahrzeugführer im Straßenverkehr
- – Objekt-, Personen- und Brandschutz
- – Steuerberatung
- – Altenpflege
- – Büro- und Sekretariat
- – Verkauf
Interessierte Unternehmen können sich vom Arbeitgeber-Service beraten lassen. Kontakt: Dortmund.Arbeitgeber@arbeitsagentur.de oder Tel. 0800 4 5555 20 (kostenlos).
Jobcenter Dortmund: Die Zahl der Arbeitslosen geht weiter zurück. Es profitieren insbesondere die Langzeitarbeitslosen.
Das Jobcenter Dortmund zieht für das Jahr 2016 eine positive Gesamtbilanz. Trotz der Herausforderungen durch den gestiegenen Zuzug von Menschen mit Fluchthintergrund, konnte die Zahl der arbeitslosen Personen im Rechtskreis SGB II weiter reduziert werden.
Zum Jahresende waren in der Zuständigkeit des Jobcenters 27.646 Personen arbeits-los gemeldet. Das sind in absoluten Zahlen 1.906 Personen weniger als im Vorjahresmonat und im Jahresmittelwert von 2015 zu 2016 rund 1.200 Personen weniger.
Insbesondere konnte die Zahl der Langzeitarbeitslosen durch die gute konjunkturelle Lage, die damit verbundenen Arbeitskraftnachfrage und einem gezielten arbeitsmarkt-politischen Mitteleinsatz kontinuierlich reduziert werden. Im Dezember lag die Zahl bei 13.850. Der Jahresmittelwert 2015 lag dagegen noch bei 15.976 Personen, die zwei Jahre oder länger ohne Beschäftigung waren. Die durchschnittliche Arbeitslosenquote im Bereich des SGB II lag 2015 noch bei 10,3 Prozent und ist mit 9,7 Prozent im Jahresmittel einstellig geworden.
„Trotz der gestiegenen Anforderungen an das Jobcenter Dortmund durch die vermehrten Zuzüge von Menschen mit Fluchthintergrund, können wir auf ein erfolgreiches Jahr zurückblicken“, so Jörg Dannenberg, stellvertretender Geschäftsführer des Jobcenters Dortmund. „Der intensive Einsatz von Förderinstrumenten und die zielgruppenorientierte Betreuung haben Wirkung gezeigt. Die Integration in den Arbeitsmarkt führte zu einem signifikanten Rückgang der Arbeitslosenzahlen und zum niedrigsten Bestand an Langezeitarbeitslosen seit Bestehen des Jobcenters “, so Dannenberg.
Blickt man auf die verschiedenen Personengruppen im Jobcenter Dortmund, lässt sich in nahezu allen Bereichen eine positive Entwicklung feststellen. Davon profitieren besonders (Jahresmittelwerte 2015 zu 2016):
- – Langzeitarbeitslose, mit einem Rückgang um 7,6 Prozent auf 14.765 Personen.
- – Kundinnen und Kunden, die 55 Jahre und älter sind. Deren Arbeitslosenquote sank um 7,7 Prozent.
- – Die Gruppe arbeitsloser Frauen, mit einem Rückgang von 6,0 Prozent.
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