Konjunktur im Handwerk erreicht neues Rekordhoch
Veröffentlicht am 18.10.2017 13:04 von NH-Nachrichten
Am besten geht es den Handwerken für den Gewerblichen Bedarf. 97 Prozent der Betriebe geben an, dass ihre Situation gut oder zufriedenstellend ist. Entsprechend positiv sieht es bei den Konjunkturindikatoren aus. Aber: Der tendenziell gestiegene Umsatz bei 40 Prozent dieser Gewerksgruppe resultiert eher aus erhöhtem Auftragsbestand (42 Prozent) denn aus verbesserter Ertragslage. Die Reichweite der Aufträge erstreckt sich im Schnitt über 12,5 Wochen; der Vergleichswert ist bei den übrigen Gewerksgruppen um mehr als vier Wochen geringer.
Handwerke für den Gewerbl. Bedarf | Handwerk gesamt | |
Beschäftigte | 25% | 23% |
Auftragsbestand | 42% | 32% |
Verkaufspreise | 25% | 27% |
Gesamtumsatz | 40% | 31% |
Investitionen | 21% | 23% |
Kammer-Präsident Berthold Schröder merkt hierzu an: „Ein ausschlaggebender Punkt ist sicherlich das weitere Exportwachstum dank des niedrigen Euro-Wechselkurses, ein weiterer die anhaltend positiven Signale aus der Industrie. Davon profitieren natürlich auch wir.“
Ausgesprochen gute Stimmung herrsche ebenso im Bau- und Ausbaubereich; hier liege die Zufriedenheit mit der aktuellen Geschäftslage bei 95 bzw. 96 Prozent. Wesentliche Erfolgstreiber seinen das niedrige Zinsniveau / günstige Kredite, Förderprogramme zur energetischen Gebäudesanierung, Kaufkraftzuwächse durch tarifliche Lohnerhöhungen sowie eine niedrige Inflationsrate. Zudem eine weitere Wohnraumverknappung, die stärker als bisher Umbau- und Renovierungsarbeiten nötig mache.
So gut wie lange nicht mehr ist die Stimmung im Kfz-Handwerk – 89 Prozent (Herbst 2016: 81 Prozent) sind zufrieden, was auf eine verbesserte Ertragslage hindeutet; fast jeder dritte Betrieb (32 Prozent) konnte die Verkaufspreise erhöhen. Weniger gut, aber keinesfalls schlecht, sieht es in den Nahrungsmittel- und Gesundheitshandwerken aus. In beiden Gruppen sprechen jeweils 83 Prozent der Unternehmen von einer guten bis befriedigenden Geschäftssituation.
Die anhaltend hohe Wettbewerbsintensität hat bei den Personenbezogenen Dienstleistungen dazu geführt, dass lediglich 82 Prozent der Betriebe ihre Situation positiv einschätzen. Gleichwohl ist das der höchste Wert seit drei Jahren.
Persönliche Dienstl. | Handwerk gesamt | |
Beschäftigte | 11% | 23% |
Auftragsbestand | 16% | 32% |
Verkaufspreise | 26% | 27% |
Gesamtumsatz | 18% | 31% |
Investitionen | 20% | 23% |
Der gesamte Konjunkturbericht Herbst 2017 ist hier zu finden.
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Unternehmer Heinz-Jürgen Gaedigk: „Von nichts kommt nichts.“ Fachkräftesituation zufriedenstellend / Ausbildung ganz wichtig
Sonderumfrage im Feinwerkmechanikhandwerk zur Fachkräftesituation
Die aktuellen Konjunkturdaten für das Feinwerkmechanikhandwerk könnten besser nicht sein. Die Auftragsbücher sind so voll wie in keinem anderen Gewerk und fast jeder zweite Betrieb arbeitet mit einer Auslastung von 100 Prozent oder gar mehr. Allein: Es fehlt vielerorts an guten Fachkräften in den insgesamt 217 Betrieben, die es im Kammerbezirk Dortmund gibt. Das hat eine Sonderumfrage der Handwerkskammer (HWK) gezeigt.
Größtes Problem bei der Besetzung offener Stellen ist die passende Qualifikation der Bewerber. Jede vierte Stellenausschreibung bleibt gleich ganz unbeantwortet. Drei von vier Betrieben gaben an, ihre Personalsuche habe sich im letzten Jahr schwierig gestaltet oder es seien immer noch keine geeigneten Bewerber gefunden.
Die konjunkturbedingt zusätzlich anfallende Arbeit wird bei der überwiegenden Mehrheit der Feinwerkmechaniker (83 Prozent) durch Mehrarbeit bzw. Überstunden aufgefangen. Da das aber kein Dauerzustand sein kann, setzen 55 Prozent der Befragten schon jetzt verstärkt auf Ausbildung, weitere 17 Prozent wollen dies in Zukunft tun.
Unternehmer Heinz-Jürgen Gaedigk, seit über 20 Jahren sehr erfolgreich am Markt mit der Gaedigk Feinmechanik und Systemtechnik GmbH in Bochum, betont: „Die Fachkräftesituation ist für uns derzeit zufriedenstellend. Wir konnten bislang alle offenen Stellen in kurzer Zeit besetzen. Dabei kommt uns v.a. die Zusammenarbeit mit der Fachhochschule und der Universität Bochum zugute. Sowohl Gesellen der Feinwerkmechanik als auch Ingenieure im Maschinenbau konnten wir so für uns gewinnen.“ Darüber hinaus bilde man den Nachwuchs selber aus. In den letzten Jahren seien fast alle Azubis in langfristige Arbeitsverhältnisse übernommen worden. Und: Seit kurzem biete man auch ein duales Studium an, im Rahmen einer Kooperation mit der Westfälischen Hochschule Gelsenkirchen und der Handwerkskammer Dortmund.
„Natürlich kommt es immer wieder mal zu Mehrbelastungen. Wer viel verlangt, sollte auch etwas bieten. Das tun wir. Unsere Arbeitsplätze sind sehr gut ausgestattet und wir haben einen modernen Maschinenpark. Unsere CNC-Maschinen sind auf dem neuesten Stand, und sie werden von hochqualifizierten Mitarbeitern bedient“, so der Bochumer Unternehmer. Gaedigk unterstreicht, dass schon seit einigen Jahren Weiterbildung angeboten werde, teilweise auch während der Arbeitszeit. Etwa Sprachunterricht für Mitarbeiter, die international tätig seien, oder Coachings für Führungskräfte und Projektverantwortliche.
Besonders wichtig ist ihm die Pflege des persönlichen Kontaktes zu den Mitarbeitern. „Ob Grillen in der Mittagspause, spannende Betriebsausflüge oder Feiern mit Familienanhang – bei uns wird gutes Miteinander groß geschrieben.“ A und O seien Mitverantwortung und Engagement, so Gaedigk. Das gelte für beide Seiten. Auch Innovationsbereitschaft, etwa zur Gestaltung der Arbeitsabläufe, um effiziente und befriedigende Arbeit zu generieren, spiele eine zentrale Rolle. „Wir sind ein wachsendes Unternehmen: In den letzten zwei Jahren hat sich die Belegschaft von 20 auf über 40 Mitarbeiter mehr als verdoppelt. Gearbeitet wird in der Fertigung und Montage in zwei Schichten, teilweise auch samstags.“ Ein modernes Zeiterfassungssystem ermögliche es ihm, Gleitzeit anzubieten, was indes die betriebliche Struktur komplexer mache. Doch die anstehende Zertifizierung nach DIN EN ISO 9001, die dazu diene, Prozesse weiter zu optimieren, sei auch dabei sehr hilfreich.
Gaedigk: „Wir sind ein attraktiver Arbeitgeber für Facharbeiter und Ingenieure. Von nichts kommt nichts.“
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