Dachdecker befürchten Baustopps durch Materialmangel

Veröffentlicht am 16.04.2021 09:18 von NH-Nachrichten

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Pressemitteilung

 

                                                                                         Dortmund, den 16.04.2021

 

 Preisexplosion am Markt macht Arbeit der Handwerker deutlich teurer und schwieriger / Materialmangel verzögert Fertigstellungstermine / Handwerksunternehmen drohen Kurzarbeit und Verluste

Dirk Sindermann, Obermeister der Dachdecker-Innung Dortmund und Lünen Foto: privat

Es ist eine unerwartete Folge der Corona-Pandemie: Überall in Deutschland sind Baustoffe derzeit erheblich teurer und nur noch schwer lieferbar. Nach Angaben von Branchenverbänden hat sich der Holzpreis teilweise verdoppelt bis verdreifacht, Preise für Mineralölerzeugnisse sind um 15 Prozent und Dämmstoffe sogar um 40 Prozent gestiegen. „Ob Dachlatten, Dämmstoffe, Folien oder Kleber – überall haben die Preise exorbitant angezogen“, berichtet Dirk Sindermann, Obermeister der Dachdecker-Innung Dortmund und Lünen. „Immer öfter ist sogar alles ausverkauft, für Bitumenprodukte sind weitere Preiserhöhungen von der Industrie bereits angekündigt. Wir versuchen derzeit gemeinsam mit dem Handel händeringend mit hohem zusätzlichen Planungsaufwand, für unsere Kunden Bestände zu normalen Preisen in ganz Deutschland aufzukaufen. Manche Hersteller geben für bestimmte Produkte nur noch Liefertermine im zweistelligen Wochenbereich an, oder sind derzeit nicht mehr lieferfähig.“

Fatale Situation für die Betriebe

Für die Betriebe der Dachdecker-Innung ist die Situation fatal. Denn in dem materialintensiven Handwerk können Arbeiten zunehmend nicht mehr termingerecht oder nur noch unvollständig ausgeführt werden. „Wir freuen uns sehr darüber, dass wir in Pandemie-Zeiten als kontaktarmes Handwerk im Außenbereich gut gefüllte Auftragsbücher haben“, berichtet der Obermeister. „Im Moment droht den Betrieben aber, dass sie ihre Mitarbeiter trotzdem in Kurzarbeit schicken müssen, weil wegen des Materialmangels nicht mehr weitergearbeitet werden kann.“ Dabei ist das Dachdeckerhandwerk nicht nur direkt, sondern zusätzlich auch indirekt betroffen. Denn am Bau muss alles Hand in Hand gehen und wenn andere Gewerke aus Materialmangel Arbeiten nicht fertigstellen können, leiden auch Folgegewerke darunter. „Wenn der Dachstuhl vom Zimmermann wegen Holzmangel nicht aufgebaut werden kann, können wir natürlich auch kein Dach decken“, so Dirk Sindermann.

Internationale Lieferketten stocken

Grund für den Materialmangel ist nach Angaben von Fachverbänden die in der ersten Phase der Pandemie heruntergefahrene Produktion. Nachdem nun in China die Konjunktur wieder angezogen hat, ist die Nachfrage nach Baustoffen erheblich schneller gewachsen als die nur langsam steigenden Produktionskapazitäten. Aus Kanada und Skandinavien ebenso wie aus Russland werden zudem Lieferengpässe beim Bauholz durch veränderte klimatische Bedingungen und Missernten gemeldet. Internationale Versorgungs- und Lieferketten können die erhöhte Nachfrage derzeit nicht mehr zufriedenstellen. Verknappungen und Verzögerungen seien an der Tagesordnung, berichten Handwerksverbände.

Kosten für Kunden steigen

„Wir befürchten, dass es über kurz oder lang zu Baustopps kommen kann“, so Dirk Sindermann. „Außerdem stehen unseren Kunden Preissteigerungen ins Haus, die wir gern vermieden hätten und für die wir nicht verantwortlich sind. Wir rechnen auch für unsere Betriebe mit Verlusten.“ Dies liegt vor allem daran, dass Handwerksbetriebe unter Umständen auf den Kostenerhöhungen sitzen bleiben, wenn sie Aufträge ohne Preisgleitklauseln vereinbart haben. „Wir sind hier gerade durch höhere Gewalt in einer Zwickmühle. Unsere Kunden und wir selbst wollen, dass die Arbeiten schnellstmöglich und im vereinbarten Kostenrahmen fertig werden, unsere Betriebe brauchen dringend Material, welches wir von Handel und Industrie nur erschwert und nicht zu den normal üblichen Bedingungen erhalten. Die damit verbundenen Preiserhöhungen können wir nicht abpuffern, wir werden deshalb gezwungen sein, Preissteigerungen auch an unsere Kunden weiterzugeben“, so Dirk Sindermann. „Wir hoffen alle darauf, dass sich die Situation bessert, können derzeit aber leider nicht von einer kurzfristigen Beruhigung des Marktes und Preissenkungen ausgehen.“

Dachdecker-Innung ist starker Verbund

Die Dachdecker-Innung Dortmund und Lünen ist ein starker Verbund aus rund 60 Handwerksunternehmen der Region. Sie vertritt die Dachdecker-Betriebe in wichtigen regionalen und überregionalen Gremien und verleiht ihrer Stimme gesellschaftlich, wirtschaftlich und auch politisch Gewicht. Den Mitgliedsbetrieben bietet die Innung als Dienstleister einen wertvollen Erfahrungsaustausch. Sie kümmert sich um Aus- und Weiterbildung, aber auch um juristische Unterstützung, günstige Versicherungsleistungen und aktuelle Informationen zur Betriebsführung.

  

Kontakt und Nachfragen:

Dachdecker-Innung Dortmund und Lünen
Geschäftsführer Ludgerus Niklas
Lange Reihe 62
44143 Dortmund
Tel. (0231) 51 77 -111
Fax. (0231) 51 77 -197
E-Mail: trost@handwerk-dortmund.de

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