Geschäftsklima hat sich deutlich verbessert

Veröffentlicht am 28.10.2021 10:22 von NH-Nachrichten

Bau und Ausbau sind die Stimmungsmacher im Handwerk

Konjunkturumfrage im Kammerbezirk Dortmund / Herbst 2021

Die Stimmungslage im Handwerk hat sich deutlich verbessert: 91 Prozent der Betriebe schätzen ihre aktuelle Geschäftslage gut oder zufriedenstellend ein (Frühjahr 2021: 81 Prozent, Herbst 2020: 84 Prozent). Mit einer positiven Entwicklung im kommenden halben Jahr rechnen 90 Prozent, trotz einer gewissen Unsicherheit über die weitere Entwicklung der Infektionslage.

Fast alle Gewerksgruppen – Ausnahme: Personenbezogene Dienstleistungen – berichten von einer besseren Auftragslage und höheren Umsätzen. Konjunkturmotor sind weiterhin das Bauhaupt- und Ausbaugewerbe. Beide stellen (eher branchenuntypisch, vor allem als Folge der Lieferengpässe bei Holz, Metall und Kunststoff) den höchsten Anteil an Betrieben, die ihre Preise erhöht haben: 79 Prozent im Bauhauptgewerbe, 71 Prozent im Ausbaubereich.

Bei allen Konjunkturindikatoren gab es Zuwächse. 39 Prozent der Betriebe haben mehr Aufträge bekommen, bei 30 Prozent der Unternehmen wuchs der Gesamtumsatz. Die Auftragsreichweite liegt gewerkeübergreifend bei 8,5 Wochen, 62 Prozent der Handwerksunternehmen arbeiten mit einem Auslastungsgrad von mindestens 90 Prozent. Die Zahl der Beschäftigten ist stabil, mit einem leichten Trend zu Mehreinstellungen. Das Preisniveau ist seit dem Frühjahr bei 61 Prozent der Unternehmen im Kammerbezirk gestiegen, Investitionen wurden in einem Viertel der Betriebe getätigt (Frühjahr 2021: 23 Prozent, Herbst 2020: 20 Prozent).

Kammer-Präsident Berthold Schröder:
„Die Umfragewerte zeigen, dass unsere Betriebe nach den Herausforderungen der Corona-Krise wieder zu alter Stärke zurückfinden. Einen Wermutstropfen stellen die derzeitigen Lieferengpässe im Bau- und Ausbaubereich dar, die das wirtschaftliche Wachstum ausbremsen und für steigende Preise sorgen. Auch bei den Personenbezogenen Dienstleistern sind die Folgen der Pandemie noch zu spüren. Die Arbeiten, die in diesen Gewerken ausgeführt werden, finden näher am Menschen statt. In Pandemie-Zeiten ist hier natürlich eine größere Zurückhaltung von Kundenseite zu spüren gewesen. Darüber hinaus ist zu spüren, dass einige Kunden über den Lockdown in den Online-Bereich abgewandert sind.“

 

Konjunkturindikatoren Bauhauptgewerbe

 

Bauhauptgewerbe: Die Stimmung ist mit 94 Prozent anhaltend hoch, 43 Prozent berichten von einer verbesserten Auftragslage seit dem Frühjahr, in 21 Prozent der Unternehmen ist die Mitarbeiterzahl gestiegen. Die Auftragsreichweite liegt mit 13,4 Wochen deutlich über dem Durchschnitt. Ohne den weitreichenden Rohstoffmangel hätte sich die Bautätigkeit noch stärker entwickeln können. Mit einer guten Entwicklung bis zum Frühjahr rechnen 89 Prozent.

 

Konjunkturindikatoren Ausbaugewerbe

 

Ausbaugewerbe: 96 Prozent der Betriebe sind mit ihrer aktuellen Situation zufrieden – so viele wie in keiner anderen Gewerksgruppe. Bei 47 Prozent hat sich die Auftragslage verbessert, fast ein Viertel (23 Prozent) hat mehr Mitarbeiter eingestellt und 32 Prozent haben den Umsatz gesteigert. Erhöhte Verkaufspreise gibt es bei 71 Prozent. Die Betriebsauslastung beträgt hier 93 Prozent – 27 Prozent arbeiten gar mit einem Auslastungsgrad von mehr als 100 Prozent. Die Erwartungen für das kommende halbe Jahr sind in dieser Gruppe mit 93 Prozent optimistischer als im übrigen Handwerk.

 

Michael Mauer, Kreishandwerksmeister
Joachim Haenisch
Michael Mauer, Kreishandwerksmeister

 

Kreishandwerksmeister Michael Mauer (KH Ruhr):
„Die Konjunktur im Ruhr-Handwerk verläuft kraftvoll. Die Indikatoren zeigen nach oben. 90 Prozent der Betriebsinhaber bewerten ihre Geschäftslage derzeit mit gut oder befriedigend. Die statistische Momentaufnahme ist hervorragend, aber kein Selbstläufer. Es gilt jetzt, die richtigen Lehren für die Zeit nach Corona zu ziehen. Die Top-Priorität ist und bleibt die Gewinnung und Sicherung eines qualifizierten Mitarbeiterstamms. Mit Spannung blicken unsere Betriebe nun auf die Koalitionsverhandlungen. Hier gilt es, durch kluge Entscheidungen u.a. in den Bereichen Klimaschutz, Digitalisierung, Bürokratieabbau, Bildung und Steuerrecht die Weichen in Richtung Zukunft zu stellen.“

Personenbezogene Dienstleistungen: Um 30 Prozentpunkte ist die Zufriedenheit seit dem Frühjahr auf nun 78 in dieser Gruppe gestiegen. Sämtliche Konjunkturindikatoren haben sich verbessert, bleiben jedoch schwächer als im übrigen Handwerk. Gerade bei Auftragslage und Gesamtumsatz bleibt der Anteil derer, die einen Anstieg verzeichnen, geringer als die, die einen Rückgang verzeichnen. Positiv: Die traditionell eher niedrige Auftragsreichweite mit 3,1 Wochen ist derzeit durchaus akzeptabel – vor zwei Jahren, also vor der Pandemie, lag der Vergleichswert bei 2,8 Wochen. Dem nächsten halben Jahr sehen 83 Prozent der Unternehmen optimistisch entgegen.

Handwerke für den Gewerblichen Bedarf: Die Zufriedenheit mit der aktuellen Geschäftslage ist dank der guten Industrienachfrage sprunghaft gestiegen – auf 92 Prozent (Frühjahr 2021: 84 Prozent, Herbst 2020: 72 Prozent). 42 Prozent haben mehr Aufträge verzeichnet, 32 Prozent gestiegene Umsätze. Die Auftragsbücher sind mit einer Reichweite von 11,8 Wochen branchentypisch gut gefüllt. Bei mehr als einem Fünftel (21 Prozent) stieg die Zahl der Beschäftigten, 55 Prozent haben ihre Verkaufspreise anpassen müssen. Mehr investiert haben 18 Prozent, weniger 26 Prozent. Die Erwartung an die nächsten Monate ist mit 86 Prozent gedämpfter als in anderen Gruppen.

KFZ-Handwerk: Mit ihrer Geschäftslage zufrieden sind 87 Prozent der Betriebe (Frühjahr 2021: 76 Prozent, Herbst 2020: 78 Prozent). Der Auftragsbestand ist bei 30 Prozent gestiegen, der Umsatz bei 26 Prozent. Die Verkaufspreise angehoben haben 60 Prozent, Preissenkungen gab es in keinem einzigen KFZ-Betrieb. Von mehr Beschäftigten berichten 19 Prozent, 26 Prozent indes von weniger. Die Auftragsreichweite ist mit 3,2 Wochen schwächer als im übrigen Handwerk. Die Erwartungshaltung bis zum Frühjahr 2022 ist mit 96 Prozent geradezu euphorisch und damit deutlich besser als in den übrigen Gruppen.

Gesundheitshandwerke: Den Gesundheitshandwerken geht es wieder besser – 88 Prozent sind zufrieden mit ihrer derzeitigen Situation (Herbst 2020: 84 Prozent). 38 Prozent haben mehr Aufträge verzeichnet, 31 Prozent höhere Umsätze und 38 Prozent haben investiert. Die Verkaufspreise sind bei 24 Prozent gestiegen. Die aktuelle Auftragsreichweite liegt bei 2,0 Wochen. Besonders erfreulich: Mehr Beschäftigte gibt es bei 27 Prozent der Betriebe. 87 Prozent gehen davon aus, dass das kommende halbe Jahr gut verläuft.

Nahrungsmittelhandwerke: Die Einschätzung der aktuellen Geschäftslage hat sich seit dem Frühjahr von 94 auf 88 Prozent verschlechtert. Die Konjunkturindikatoren sind schwächer als anderswo: Der Auftragsbestand ist bei 35 Prozent der Unternehmen gestiegen, der Gesamtumsatz bei 29 Prozent und die Verkaufspreise bei 53 Prozent. Die Erwartungshaltung: 94 Prozent rechnen mit einer guten Entwicklung ihrer Geschäftslage, weitere Steigerungen der Verkaufspreise erwarten insgesamt 65 Prozent.

Vergleicht man innerhalb des Kammerbezirks die fünf Bezirke der Kreishandwerkerschaften (KH), ergibt sich folgendes Bild:

 

Vergleich fünf KH Bezirke

 

Den vollständigen Konjunkturbericht sowie die Sonderumfrage finden Sie hier.

Jana C. Mielke

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