„Service21 ist eine Unverschämtheit”

Veröffentlicht am 10.03.2023 14:46 von NH-Nachrichten

Visits: 1045

Pressemitteilung

Dortmund, 10.3.2023

 

Kai-Gerhard Kullik, Obermeister der Gebäudereiniger Innung nimmt Stellung zur Gründung einer Dortmunder Stadtwerke Servicegesellschaft mbH „Service21” durch die Stadt Dortmund und DSW21

Kai-Gerhard Kullik, Obermeister der Gebäudereiniger-Innung Dortmund Foto: Innung

Klare Worte in Bezug auf die geplante Gründung der Service21 GmbH durch die Stadt Dortmund und DSW21 findet Kai-Gerhard Kullik, Obermeister der Gebäudereiniger-Innung Dortmund. „Das Vorhaben der Stadt ist eine Unverschämtheit”, so der Obermeister. „Schon die Vorwürfe der Stadt sind eine Unterstellung. Uns ist nicht bekannt, dass die Fachbetriebe unserer Innung bisher bei städtischen Aufträgen jemals Anlass zur Klage gegeben hätten – weder bei Reinigungsaufgaben noch bei Sicherungsdiensten. Wir beschäftigen gut ausgebildete Arbeitnehmer zu Mindestlohn-Tarifverträgen, die über dem gesetzlichen Mindestlohn liegen. Nicht nur die Arbeitsplätze dieser Mitarbeiter werden durch die unnötige Konkurrenz von Service21 gefährdet, sondern auch die Betriebe selbst, denen die Aufträge weggenommen werden. Das Vorhaben der Stadt ist ein Schlag ins Gesicht eines Handwerks, das 5.000 Beschäftigte in der Region hat, eine tragende Säule des Arbeitsmarktes ist und in nicht unerheblichem Maße Gewerbesteuer zahlt. Herr Westphal tut sich damit keinen Gefallen, weil die Steuereinnahmen der Stadt deutlich zurückgehen würden.” Wenn es Grund zur Klage gebe, dann sei dies die Ausschreibungs- und Vergabepraxis der Stadt, die Billiganbieter bevorzuge statt das heimische, gut ausgebildete Gebäudereiniger-Handwerk zu berücksichtigen. „Wer immer nur billig will, darf sich nicht wundern, wenn die Arbeit nicht vernünftig erledigt wird“, so Kullik. „Billiganbieter beschädigen seit Jahren das Image unseres Handwerks. Wir lassen uns nicht damit über einen Kamm scheren und wehren uns dagegen, jetzt als Sündenbock für die Versäumnisse der Stadt den Kopf hinzuhalten.” Die Stadt solle sich lieber um den vernünftigen Ausbau der Infrastruktur kümmern als bewährte Arbeitsstrukturen zu kommunalisieren.

Keine Gelegenheit zur Stellungnahme

Kullik unterstreicht, dass die Gebäudereiniger-Innung als Vertretung von 43 Unternehmen bisher offiziell keine Möglichkeit bekommen habe, zu dem Vorhaben der Stadt Stellung zu nehmen. „Es lag und liegt uns bisher keine Einladung zu einem Gespräch vor”, so der Obermeister. „Und wenn das so wäre, dann hätten wir sicher deutlich Nein gesagt. Wir sind aber zu Gesprächen gern bereit.” Neben dem Wegfall von städtischen Aufträgen für die Innungsbetriebe und den damit verbundenen wirtschaftlichen Auswirkungen empört Kai-Gerhard Kullik besonders der Eingriff in den Arbeitsmarkt. „Wir sind seit Jahrzehnten darum bemüht, in der Region Ausbildungsplätze anzubieten, um damit unseren Fachkräftebedarf zu decken und jungen Menschen die Chance auf einen guten Berufsstart zu ermöglichen. Der Beruf des Gebäudereinigers ist ein Ausbildungsberuf mit dreijähriger Lehrzeit und Meisterausbildung. Wir betreiben eine eigene Ausbildungsstätte, bieten Sprachkurse für Migranten an, um den Fachkräftebedarf unserer Betriebe zu decken. Gerade in der aktuellen Lage, in der das Handwerk dringend gut ausgebildete Fachkräfte braucht, droht uns nun durch die Initiative der Stadt eine Abwanderung der Arbeitnehmer in den vermeintlich sicheren öffentlichen Dienst.” Dabei sei, so Kullik, das ganze nur Augenwischerei, denn die Tariflöhne im Gebäudereiniger-Handwerk seien deutlich höher als die gesetzlichen Mindestlöhne, die hingegen von Service21 unterlaufen werden könnten.

Hausaufgaben nicht gemacht

„Bevor man solche Überlegung anstellt, sollte man seine Hausaufgaben machen und sich zumindest gründlich informieren”, fordert Kai-Gerhard Kullik und empfiehlt den Verantwortlichen dringend die Lektüre eines Gutachtens des Landesinnungsverbandes des Gebäudereiniger-Handwerks für das Land NRW in Köln. Es zeigt, dass der Wechsel von privatwirtschaftlichen Reinigungsunternehmen hin zu kommunalen Eigenleistungen keinesfalls kostengünstiger ist. Darüber hinaus erinnert der Obermeister daran, dass es bereits 2004 einen ähnlichen Konflikt mit den damaligen Dortmunder Diensten (DoDi) gegeben habe, die mit Ein-Euro-Jobbern in den Markt der Maler und Lackierer drängten. Dank der vertrauensvollen Zusammenarbeit mit der ARGE (Arbeitsgemeinschaft im JobCenter Dortmund GmbH) wurde der Konflikt jedoch einvernehmlich zugunsten des Handwerks beigelegt. „Ich denke, wir sollten aus den Erfahrungen der Vergangenheit lernen”, schließt der Obermeister. „Wir als Gebäudereiniger-Handwerk haben immer den Schulterschluss mit der Stadt gesucht, wenn es darum ging, etwas für die Region zu tun, haben Langzeitarbeitslose oder Menschen ohne Berufsabschluss erfolgreich wieder in sozialversicherte Beschäftigungsverhältnisse gebracht. Wir sollten an dieses erfolgreiche Miteinander anknüpfen.”

 

Kontakt:

Gebäudereiniger-Innung Dortmund

Geschäftsführer Volker Walters

Lange Reihe 62

44143 Dortmund

Tel. (0231) 51 77 -142

Fax. (0231) 51 77 -197

windmann@handwerk-dortmund.de

Print Friendly, PDF & Email