Bottrop. Was wird gebraucht, damit die Kreislaufwirtschaft rund läuft? Dieser Frage ging das sechste Ruhr Forum Handwerk am Dienstag (10. September) nach. „Ich bin froh, dass sich die Handwerksorganisationen im Ruhrgebiet und in ganz NRW für eine Circular Economy stark machen. Unsere engagierten Handwerkerinnen und Handwerker sind die Möglichmacher, die uns von fossilen Energieträgern unabhängig machen, eine sichere, zukunftsfeste Energieversorgung aufbauen und unser Klima schützen“, würdigte Staatssekretärin im NRW-Wirtschaftsministerium Silke Krebs in ihrem Grußwort. Zu der Diskussion über die Möglichkeiten des zirkulären Wirtschaftens hatte die „Arbeitsgemeinschaft Handwerk Region Ruhr“ Repräsentanten aus Politik, Wirtschaft und Verwaltung im Bottroper Lokschuppen zusammengebracht. Der Fokus der Veranstaltung lag auf dem Bauen.
Gerade die Metropole Ruhr mit ihrer hohen Bevölkerungsdichte und dem damit zusammenhängenden enormen Ressourcenverbrauch biete sich für ein Vorantreiben der Kreislaufwirtschaft an, betonte Hans Hund, Präsident der Handwerkskammer Münster, in seiner Begrüßung von rund einhundert Gästen. Für mehr Klimaschutz gehe es darum, Rohstoffe möglichst lange in der Produktion zu halten und wiederzuverwenden. Das heimische Handwerk mit seiner großen Vielfalt an zumeist kleinen und mittleren Unternehmen (KMU) könne zu einem erstarkenden Motor dieser Entwicklung werden, war Hund sicher. Deshalb komme dem Handwerk eine Schlüsselrolle für mehr Nachhaltigkeit und beim Schließen von Stoffkreisläufen zu. Damit diese Transformation zur Kreislaufwirtschaft gelinge, sei eine gute Vernetzung mit Herstellern und Kunden und die Vermittlung von Wissen notwendig.
In der Baubranche machten die kleinen und mittleren Betriebe des Handwerks den Großteil der Unternehmen aus, unterstrich Berthold Schröder, Präsident der Handwerkskammer Dortmund. Sie seien daher entscheidend für die Erreichung der Nachhaltigkeitsziele. Seine Forderung: „In den kommenden Jahren muss verstärkt in die Förderung von Wissenstransfer und Weiterbildung investiert werden. Darüber hinaus brauchen wir finanzielle Anreize und Förderprogramme für Investitionen in kreislauffähige Technologien.“ Außerdem müsse darauf geachtet werden, dass das Bauen nicht durch unverhältnismäßige Auflagen noch teurer gemacht werde. Regularien und Verordnungen sollten daher immer auf ihre KMU-Tauglichkeit überprüft werden – auch im Hinblick auf unnötige Bürokratie. Schröder: „Nur so können Handwerksbetriebe ihr großes Potenzial bei der Kreislaufwirtschaft voll ausschöpfen und einen unverzichtbaren Beitrag zur nachhaltigen Transformation unserer Gesellschaft leisten.“
Aus der Praxis berichtete Arnd Neubauer, Kreishandwerksmeister der Kreishandwerkerschaft Recklinghausen. Er mache die Erfahrung, dass die von Handwerkern verarbeiteten Materialien von Herstellern noch mehr von vornherein zirkulär gedacht werden müssten und Kunden sich idealerweise neuen Produkten mehr öffneten. An der Podiumsdiskussion nahmen teil: Garrelt Duin, Regionaldirektor des Regionalverbandes Ruhr, Niels Baldauf (Geschäftsführer des Bauunternehmens Karl Wolf in Unna), Antonia Hoffmann (Ludwig-Fröhler-Institut), Berthold Schröder und Staatssekretärin Krebs, die die Wirtschaftsgruppe lobte: „Unser starkes Handwerk ist vielfältig und zeigt täglich, wo wir anpacken müssen, um ein nachhaltiges und wettbewerbsfähiges NRW von Morgen zu schaffen.“ Impulsvorträge für Betriebe des Bau- und Ausbaugewerbes und des Metallbaus hielten Andreas Kunsmann (Geschäftsführer von Polycare) zum „Bauen und Leben innerhalb der Planetaren Grenzen“ und Jonas Läufer (Vorstandsvorsitzender von Baukreisel) über „Bauwende gestalten – Wiederverwendung von Baumaterialien“.
Garrelt Duin, Regionaldirektor des Regionalverbandes Ruhr, wies in Richtung Ziel: Das Ruhrgebiet mache sich auf den Weg, grünste Industrieregion der Welt zu werden. Aufgabe des Regionalverbandes Ruhr sei es, den Prozess voranzutreiben und wichtige Akteure zusammenzuführen. Duin: “Dabei wissen wir die Handwerksorganisationen an unserer Seite. Die Transformation kann nur gelingen, wenn wir den ökologischen Wandel vorantreiben, gleichzeitig das Wirtschaftswachstum fördern und neue Arbeitsplätze schaffen.” Die Kreislaufwirtschaft gewinne dabei zunehmend an Bedeutung, um Ressourcen zu schonen und die Abhängigkeit von Rohstoffimporten zu verringern.
„Kreislaufwirtschaft war schon immer in der DNA des Handwerks fest verankert. Die heutige Veranstaltung hat verdeutlicht, dass wir das Thema aus gutem Grund jetzt ganz nach vorne auf der Agenda gesetzt haben“, resümierte Andreas Ehlert, Präsident der Handwerkskammer Düsseldorf. Das Bestreben müsse es sein, den primären Rohstoffverbrauch zu senken, Stoffkreisläufe zu schließen und so einen wesentlichen Beitrag zur Nachhaltigkeit und zur Erreichung der Klimaziele zu leisten. Die Vision einer zirkulären Wirtschaft erfordere innovative Lösungen und Geschäftsmodelle. Das Handwerk stehe dafür bereit. Die gesetzlichen Rahmenbedingungen müssten dabei allerdings auch so ausgestaltet sein, dass sie für Handwerksbetriebe praktikabel und wirtschaftlich tragbar seien, lautete seine Forderung.
Handwerk Region Ruhr
Zum Handwerk in der Region Ruhr gehören 45.733 Betriebe mit 299.314 Erwerbstätigen und 19.265 Auszubildenden. Sie erwirtschafteten im vergangenen Jahr 35,7 Milliarden Euro Umsatz. Die Handwerksorganisationen in der Region Ruhr – die Handwerkskammern Dortmund, Düsseldorf und Münster sowie acht Kreishandwerkerschaften – wirken in der Arbeitsgemeinschaft „Handwerk Region Ruhr“ für die Stärkung mittelständischer Strukturen und der beruflichen Bildung zusammen. Sie veranstalten das Ruhr Forum jetzt zum sechsten Mal. Gemeinsam mit dem RVR erarbeiten sie bis 2025 den Masterplan „Mittelstand und Handwerk“.
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