Dachdeckerbetriebe sehen mehr Fehltage durch telefonische Krankschreibung

Veröffentlicht am 21.11.2024 13:48 von NH-Nachrichten

70 Prozent der Innungsbetriebe bestätigen in Umfrage des Innungsverbands des Dachdeckerhandwerks Westfalen einen gestiegenen Krankenstand für 2024 / Handwerksunternehmen sehen in telefonischem Arztkontakt zu leichten Weg für eine Krankschreibung / 85 Prozent sprechen sich für die Abschaffung aus

Karl-Heinz Ester, Vorsitzender des Innungsverbandes des Dachdeckerhandwerks Westfalen
Foto: Innungsverband

Um aktuelle Diskussionen um die telefonische Krankschreibung mit Fakten zu unterlegen, hat der Innungsverband des Dachdeckerhandwerks Westfalen mit Sitz in Dortmund Ende Oktober seine 1.100 Mitgliedsbetriebe zu ihren Erfahrungen mit dem Krankenstand im abgelaufenen Jahr befragt. Danach stellen 70 Prozent der Dachdeckerbetriebe für 2024 einen erhöhten Krankenstand fest und bestätigen damit die von der DAK-Gesundheit und dem AOK-Bundesverband festgestellte außergewöhnlich hohe Zahl an Krankschreibungen. Bei der Suche nach den Ursachen sind 75 Prozent der befragten Unternehmer der Ansicht, dass ein direkter Zusammenhang zwischen der Häufigkeit von Arbeitsunfähigkeiten und der Möglichkeit zur telefonischen Krankschreibung besteht.

Ärztliche Kontrolle fehlt

„Niemand will seinen Beschäftigten absichtlichen Missbrauch der telefonischen Krankschreibung unterstellen, aber offensichtlich sinkt durch den leichten Weg des telefonischen Arztkontaktes die Hemmschwelle, sich krankschreiben zu lassen“, so Karl-Heinz Ester, Vorsitzender des Innungsverbandes. „Die Krankenkassen stellen mehr psychische Erkrankungen und mehr Atemwegserkrankungen fest. Das ist für unsere Betriebe in Zeiten des Fachkräftemangels alarmierend. Auf der Suche nach den Ursachen vermissen wir als Arbeitgeber allerdings die notwendige ärztliche Kontrolle.“ Unter den Dachdeckerbetrieben herrscht deshalb berechtigte Skepsis. Drei Viertel der Innungsbetriebe (75 Prozent) sieht nach der Umfrage die telefonische Krankschreibung als Ursache für die deutliche Steigerung der Fehltage. Rund ein Drittel (32 Prozent) von ihnen schätzt dabei sogar eine Steigerung von bis zu 30 Prozent.

Erleichterung für Ärzte, Belastung für Betriebe

Angesichts dieser Entwicklung sprechen sich 85 Prozent der an der Umfrage beteiligten Betriebe für eine Abschaffung der telefonischen Krankschreibung aus. Nur 5 Prozent plädieren für die Beibehaltung. „Die Pandemie ist vorbei und es ist an der Zeit, die Aktualität der damals sicher sinnvollen Instrumente zu überprüfen“, plädiert Karl-Heinz Ester. „Bei allem Verständnis für die Überlastung der Ärzte und zu volle Praxen kann es nicht sein, dass man die Entscheidung über eine Krankschreibung letztendlich dem Anrufer selbst überlässt. Das öffnet Tür und Tor für einen leichten Missbrauch und stellt letztendlich diejenigen in ein schlechtes Licht, die wirklich erkrankt sind. Wir brauchen hier eine tragbare politische Entscheidung und sprechen uns nachdrücklich für eine Überprüfung des Instruments durch die Bundesregierung aus. Die derzeitige Regelung erleichtert zwar die Arbeit der Ärzte, sie erschwert sie aber jeden Tag für uns im Handwerk.“

 

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