Handwerk als stabilisierender Faktor der Wirtschaft – Herausforderungen bleiben groß
Kammerbezirk. Das Jahr 2025 neigt sich dem Ende zu und die Handwerkskammer Dortmund blickt auf bewegte Monate zurück. Kammerpräsident Berthold Schröder zieht Bilanz: „Die Ergebnisse unserer aktuellen Konjunkturumfrage zeigen deutlich, dass das Handwerk nach wie vor ein stabilisierender Faktor in der regionalen Wirtschaft ist. 83 Prozent der Betriebe schätzen ihre Lage als stabil ein – und die Erwartungen für das kommende Winterhalbjahr sind sogar leicht optimistischer als im Vorjahr. Das ist ein positives Signal, vor allem angesichts der insgesamt herausfordernden gesamtwirtschaftlichen Lage.“
Allerdings, so Schröder weiter, dürften die Herausforderungen nicht unterschätzt werden: „Die Konjunktur stabilisiert sich zwar, aber auf einem schwächeren Niveau als vor der Corona-Pandemie. Viele Betriebe melden Rückgänge bei Umsatz, Nachfrage und Investitionen, und auch die Preisanpassungen nehmen zu. Positiv hervorzuheben ist die Beschäftigungsentwicklung: 23 Prozent der Betriebe konnten mehr Mitarbeitende einstellen.“ Die Branchen blicken jedoch unterschiedlich in die Zukunft: Während das Lebensmittelhandwerk optimistisch auf die Wintermonate schaut, bleiben Bau- und gewerbliche Handwerke eher vorsichtig.
Investitionen in die Zukunft
Bereits Ende 2019 wurde eine umfassende Investitionsoffensive zur Modernisierung der Bildungsstätten im Kammerbezirk auf den Weg gebracht. Ziel ist es, die Ausbildungs- und Qualifizierungsangebote nachhaltig zu stärken und an die Anforderungen moderner Handwerksberufe anzupassen. Ein bedeutender Meilenstein wurde Anfang dieses Jahres erreicht: Mona Neubaur, Ministerin für Wirtschaft, Industrie, Klimaschutz und Energie des Landes Nordrhein-Westfalen, überreichte persönlich den Förderbescheid für den ersten Bauabschnitt an den Standorten Ardeystraße sowie am Ausbildungszentrum Hansemann. Damit war der Startschuss für die umfangreichen Baumaßnahmen gefallen. Seit Oktober 2025 sind die Bauarbeiten am Standort Ardeystraße in vollem Gange.
Handwerk bleibt krisensicher, Nachwuchs dringend gesucht
Die Preissteigerungen bei Material, Energie und Löhnen sowie der Fachkräftemangel führen dazu, dass Verbraucher sich auf höhere Kosten und längere Wartezeiten einstellen müssen. Schröder betont: „Die Politik kann gegensteuern, aber das braucht Zeit. Entscheidend ist, dass wir in Ausbildung, Fachkräftegewinnung und Entbürokratisierung investieren. Das Handwerk bietet hervorragende Karriereperspektiven, gerade in den Zukunftsbranchen wie Klima- und Energietechnik.“
Trotzdem bleibt die Ausbildung unter Druck: Im Kammerbezirk Dortmund wurden bis Ende November 2025 rund 3.674 neue Ausbildungsverträge abgeschlossen – ein Rückgang von -2,1 Prozent gegenüber dem Vorjahr. „Viele Betriebe suchen händeringend Nachwuchs, finden aber oft keine geeigneten Bewerber. Das Bild vom Handwerk muss moderner werden, darum setzen wir uns für mehr Berufsorientierung an Schulen und für Praktika in Betrieben ein“, so Schröder.
Junge Menschen für das Handwerk gewinnen
Um den aktuellen Herausforderungen im Handwerk zu begegnen, hat die Handwerkskammer Dortmund auch in diesem Jahr gezielt daran gearbeitet, das Image des Handwerks weiter zu stärken und insbesondere junge Menschen für eine handwerkliche Karriere zu gewinnen. Mit der neuen Kampagne „STÄNDIG du selbst.“ rückt die Kammer das Thema Betriebsnachfolge und Unternehmensgründung verstärkt in den Fokus und möchte so mehr Aufmerksamkeit und Interesse für diese wichtigen Zukunftsthemen schaffen.
Darüber hinaus wurde die Initiative „Starke Frauen. Starkes Handwerk.“ mit zahlreichen Aktionen erfolgreich fortgeführt. Ein besonderes Highlight war das bundesweite Netzwerktreffen für Frauen im Handwerk, das im Mai in Dortmund stattfand. Über 200 Handwerkerinnen und Interessierte kamen im Bildungszentrum Hansemann zusammen, um sich zu vernetzen, Erfahrungen auszutauschen und neue Impulse für die Branche zu setzen. Mit neuen Gesichtern für die Kampagne, einem praxisnahen Leitfaden für Betriebe und einer Broschüre, die die Geschichte von Frauen im Handwerk anschaulich darstellt, setzt die Handwerkskammer Dortmund gezielt darauf, Mädchen und Frauen für eine handwerkliche Laufbahn zu begeistern. Besonders erfreulich ist, dass Mona Neubaur, stellvertretende Ministerpräsidentin des Landes Nordrhein-Westfalen, die Kampagne als Schirmfrau unterstützt – ein starkes Zeichen der Anerkennung und Wertschätzung für alle Handwerkerinnen.
Auch die Themen Digitalisierung und Künstliche Intelligenz gewinnen im Handwerk zunehmend an Bedeutung. Mit der Großveranstaltung „Handwerk goes KI“ bot die Handwerkskammer Dortmund im Juni eine besondere Plattform, um sich über aktuelle Anwendungen und Potenziale von KI im Handwerk zu informieren und sich mit Expertinnen und Experten aus der Branche auszutauschen.
Ausblick 2026: Zwischen Stabilität und Unsicherheit
Für das kommende Jahr erwartet Schröder eine Fortsetzung des Balanceakts zwischen Stabilität und Unsicherheit. „Entscheidend wird sein, wie schnell die angekündigten Maßnahmen der Bundesregierung umgesetzt werden. Wir brauchen jetzt klare Aufbruchsignale und Entlastungen für die Mitte der Wirtschaft. Ich bin zuversichtlich, dass wir bei den richtigen Weichenstellungen bald wieder Wachstum sehen werden.“
Bürokratie abbauen, Handwerk nachhaltig entlasten
Abschließend hebt Schröder hervor, wie wichtig der Bürokratieabbau bleibt: „Unsere Betriebe leiden unter einem Wust an Vorschriften. Die jüngsten Pakete der Bundesregierung zum Bürokratieabbau sind ein guter Anfang. Wenn wir diesen Weg konsequent weitergehen, können wir das Handwerk nachhaltig entlasten und stärken.“
Bildrechte: © Marcel Kusch / Handwerkskammer Dortmund
Diese Pressemitteilung und weitere Informationen finden Sie übrigens auch im Internet unter hwk-do.de.
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