Handwerk im Hafthaus:  Vollzugsanstalten laden Betriebe ein

Veröffentlicht am 22.03.2023 11:00 von NH-Nachrichten

Ein Inhaftierter absolviert in der JVA Bochum-Langendreer die Umschulung zum Elektroniker für Betriebstechnik.
Foto: Peter Dohmen/WHKT

Den Anschluss an die Gesellschaft wiederzufinden ist für Menschen, die eine Haftzeit verbüßt haben, häufig eine sehr große Herausforderung. Zwar nutzen viele Inhaftierte die Haftzeit dazu, ihre sozialen Kompetenzen zu stärken und berufliche Kenntnisse, Fertigkeiten und Fähigkeiten zu erwerben oder aufrecht zu erhalten, jedoch fällt es nach der Entlassung oftmals schwer, daran anzuknüpfen.

Vor diesem Hintergrund unterstützen die Handwerkskammern die Initiative »Handwerk im Hafthaus«, die der Westdeutsche Handwerkskammertag gemeinsam mit dem Ministerium der Justiz NRW vor einem Jahr auf den Weg gebracht hat. Ziel dieses Vorhabens ist es, die guten Ausbildungsleistungen der beiden Justizvollzugsanstalten Heinsberg und Bochum-Langendreer – Berufsförderungsstätte – sichtbar zu machen und Betrieben Möglichkeiten aufzuzeigen, ehemalige Inhaftierte als Fachkräfte, Auszubildende oder für Helfertätigkeiten zu beschäftigen.

In den Justizvollzugsanstalten Heinsberg (Jugendvollzug) und Bochum-Langendreer (Erwachsenenvollzug) können Inhaftierte während ihrer Haftzeit eine Vielzahl beruflicher Qualifizierungen in Anspruch nehmen – mit dem Ziel, nach der Haft motiviert und gut qualifiziert in den Arbeitsmarkt einzumünden und so den Weg zurück in die Gesellschaft zu finden. Die Bandbreite der möglichen Berufsabschlüsse ist breit aufgestellt: vom Hochbaufacharbeiter und Maurer über den Maler und Lackierer, die Fachkraft für Metalltechnik, den Industriemechaniker, den Industrieelektriker Fachrichtung Betriebstechnik bis hin zum Lichtbogenschweißer können Inhaftierte vielfältige Abschlüsse erwerben, die ihren persönlichen Interessen und Neigungen entsprechen.

Daneben bieten die Justizvollzugsanstalten in zahlreichen Handwerksberufen sogenannte Teilqualifizierungen unter anderem aus den Berufen Bodenleger, Dachdecker, Fliesen-, Platten- und Mosaikleger, Gebäudereiniger, Tischler, Gärtner, Werker im Gartenbau, Fachlagerist oder Straßenbauer an. Mit diesen Teilqualifizierungen erwerben die Inhaftierten eine solide berufliche Basis, die zu einer Anrechnung auf die Ausbildungsdauer einer anschließenden Berufsausbildung führen kann.

Betriebsinhaberinnen und -inhabern, die sich ein Bild von den Ausbildungseinrichtungen in den beiden Vollzugsanstalten machen möchten, bietet sich hierzu im Rahmen der Werkstatt-Tage am 19. und 20. April 2023 (JVA Heinsberg) bzw. am 03. und 04. Mai 2023 (JVA Bochum-Langendreer) eine gute Gelegenheit. Neben einer Besichtigung der Werkstätten besteht die Möglichkeit, mit dem Ausbildungspersonal und den Inhaftierten unverbindlich ins Gespräch zu kommen. Auch die Ausbildungsberatung und die Lehrstellenvermittlung der Handwerkskammern Aachen und Dortmund werden an diesen Tagen für Fragen interessierter Betriebe vor Ort vertreten sein.

Für die Teilnahme ist eine vorherige Anmeldung erforderlich. Weitere Informationen zur Initiative »Handwerk im Hafthaus« und zu den Werkstatt-Tagen sowie die Möglichkeit zur Anmeldung unter www.handwerk-im-hafthaus.de.

Westdeutscher Handwerkskammertag
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