Konjunkturelle Erholung nach Corona kein Selbstläufer

Veröffentlicht am 14.10.2021 12:52 von NH-Nachrichten

14.10.2021

„Auch im Handwerk drohen aus dem Takt geratene Lieferketten die konjunkturelle Erholung abzuschwächen und teils sogar auszubremsen.“ ZDH-Präsident Hans Peter Wollseifer zum Herbstgutachten der führenden Wirtschaftsforschungsinstitute.

Hans Peter Wollseifer, Präsident des Zentralverbands des Deutschen Handwerks
Foto: ZDH/Boris Trenkel

„Die Wirtschaftsforschungsinstitute weisen zu Recht darauf hin, dass die konjunkturelle Erholung nach Corona für die Wirtschaft, aber auch für das Handwerk alles andere als ein Selbstläufer ist. Auch im Handwerk drohen die aus dem Takt geratenen Lieferketten die Erholung abzuschwächen und teils sogar auszubremsen. Rohstoffe, Vorprodukte und Waren fehlen in allen Handwerksbereichen, wodurch sich die Fertigstellung von Bauten verzögert oder Werkzeuge für die Industrieproduktion immer häufiger fehlen. Auch Privatkunden spüren die Engpässe zunehmend, wenn sie lange auf die Reparatur ihres Fahrzeugs oder der Armbanduhr warten müssen. Dadurch entgehen den Betrieben wichtige Umsätze, die sie gerade jetzt nach dem Ende der Corona-Lockdowns dringend bräuchten, um neue Liquidität und Substanz aufzubauen. Die Mittel für Zukunftsinvestitionen müssen die Betriebe zuerst erwirtschaften, bevor sie die Herausforderungen des Klimawandels oder der Digitalisierung angehen können.

In dieser wirtschaftlich fragilen Situation erwarten unsere Handwerksbetriebe von der neuen Regierungskoalition, bei allen politisch anstehenden Weichenstellungen nicht aus dem Blick zu verlieren, dass ihre Entscheidungen keine weiteren Belastungen für die Betriebe bringen. Die sind angesichts von Lieferproblemen, Preisexplosion und Fachkräftemangel ohnehin schon maximal gefordert, ihren Betrieb überhaupt wirtschaftlich erfolgreich durch diese unruhigen Zeiten zu führen. Die Kostenbelastungen durch Klimaschutz und Energiewende dürfen nicht aus dem Ruder laufen und die Leistungsfähigkeit kleiner und mittlerer Betriebe überfordern. Schließlich werden diese Betriebe dringend gebraucht, um den Klimaschutz umzusetzen.

Konsequent müssen unsere Infrastrukturen und Verwaltungen modernisiert werden, damit sie endlich den Anforderungen der Digitalisierung gerecht werden und unsere Betriebe die Chancen der Digitalisierung auch nutzen können. Große Anstrengungen braucht es zudem bei der Sicherung der zwingend nötigen Fachkräfte – dafür muss die Attraktivität der beruflichen Bildung weiter gestärkt und berufliche Bildung auch finanziell gleichwertig zur akademischen Bildung gefördert werden. Längst überfällig sind zudem Entlastungsimpulse im Steuerrecht, wo beispielsweise durch verbesserte Abschreibungsbedingungen sofort Impulse für zusätzliche Investitionen gesetzt werden könnten.“

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ZDH

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